Zehn nackte Friseusen

Auch wenn der metropolenschreiber nun städtisch wohnt, zieht es ihn zum Einkaufen immer noch hinaus aufs Land. Denn dort im ländlichen Raum findet er einen Supermarkt seiner Lieblingssupermarktkette: Propper, vertraut bestückt, solar-bedacht und mit großem Parkplatz.

Hier lässt sich entspannt shoppen. Doch welche Überraschung am gestrigen Samstag: der Parkplatz war voller Kfz ohne Nummerschild der Marke Peugeot. Und einer Hüpfburg. Und einer Bierstation. Und einer Bratwurstmanufaktur.

Na? Na, klar: Tag der offenen Tür des benachbarten Landmaschinenhandels mit angeschlossenem Automobilienvertrieb! Au weia. Der metropolenschreiber musste einen Parkplatz suchen. Endlich erspähte er eine Lücke zwischen den nagelneuen Franzosen. Durfte er da seinen 22-jährigen Veteranen einbuchten?

Er wandte sich an seine Begleiterin: „Darf ich dort parken?“

„Du parkst immer fünf Kilometer entfernt“, antwortete sie und verdrehte die Augen.

„Guck´doch mal da vorne. Direkt am Eingang.“

Gut. Sie hatte Recht. Direkt neben der Einkaufswägelchenstation eine Lücke.

Und zack. Und los: „Komm, wir gucken Traktor!“

Ferienhausgroße Gülleverspritzmaschinen und rasante Hausmeisterminitraktoren, Treckerchassi mit Smart-Andockstationen und Musik. Musik, die die Frau des metropolenschreibers berührte.

„Junge, komm bald wieder, bald wieder nach Haus.“

„Warum macht mich das traurig?“ fragte die Frau.

„Weil es ein trauriges Lied ist“, antwortete der metropolenschreiber und gleich wurde es fröhlicher. Der nächste Song lautete: „Zehn nackte Friseusen mit feuchtem Haar…“

„Immer diese Macho-Kacke!“, schimpfte die Begleitung des metropolenschreibers und stieß den Rollständer mit den T-Shirts mit der Aufschrift: „Ich bin zwar kein Gynäkologe, aber ich kann gerne mal nachschauen.“ um.

„Komm, Schatz. Wir wollen unnötiges Aufsehen vermeiden“, zog der metropolenschreiber seine Frau davon, „oder willst du ein Hausverbot bekommen?!“

Im Supermarkt dann die Wendung zum Guten. Vor dem Fleischregal. Zwei junge Männer. Trendig angezogen. Diskutieren über Steaks und Marinaden. Der eine die Sonnenbrille hoch gesteckt und die aufgeschlagene Grill-Bibel in den Händen.

Da kann der metropolenschreiber nicht mehr an sich halten. Er nimmt seine Begleiterin zur Seite und ruft: „Männer, die in Supermärkten mit Kochbüchern stehen! Das nenne ich Fortschritt! Das nenne ich Emanzipation!“

Und: „Der neue Mann ist da. Wir machen die Männergruppen dicht. Und singen: Zehn nackte Friseure mit feuchtem Brusthaartoupet! Olé! Olé! Hossa! Hossa!“

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