Alles total vertunnelt

Seit fünf Monaten lebt der metropolenschreiber jetzt in der kleinen Metropole. Vorher wohnte er auf dem Land. In einem Dorf. Wenn er dort zum Bäcker oder zum Schreibwarenladen mit integriertem Postamt spazierte, waren die Straßen leer. Über ihm schwebte ein Bussardpärchen und krächzte heiser. Ganz manchmal traf er auf seinen Wegen einen Mensch. Der Mensch und der dorfschreiber blickten sich an und sagten: „Gude!“ oder „Hallo!“ oder „Guten Tag!“

In der Stadt begegnen dem metropolenschreiber viele, viele Menschen, wenn er durch die Straßen spaziert. In den ersten Wochen blickte der metropolenschreiber diesen Menschen freundlich, offen, neugierig ins Gesicht. Doch die Menschen sahen durch ihn hindurch. Der metropolenschreiber wunderte sich. Und veränderte sich.

Der metropolenschreiber läuft jetzt mit gesenktem Blick durch die kleine Metropole. Ja! Da ist er wieder! Er hat ihn wieder! Den Tunnelblick der Metropolen!

Du läufst durch die Straßen und an den Menschen vorbei, und denkst, und bewegst dich in deinem eigenen Tunnel. Tunnelmensch unter Tunnelmenschen. Alles total vertunnelt. Hmm.

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Ein Kommentar zu „Alles total vertunnelt

  1. … und der tunnelblick ist der gleiche wie in der ‚grossen‘ metropole. das lässt den umkehrschluss zu, dass, wenn der stattschreiber sich schon des phänomens ‚tunnelblick‘ bewusst wird, der unterschied zwischen ‚grosser‘ und ‚kleiner‘ metropole verschwindend gering sein könnte. was wiederum den schluss zulässt, dass … 😉

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